fantastische Bücherwelt

von Büchern, Spleens & Listen

Zitate: Joan Anderson - Ein Jahr am Meer

Wenn jemand etwas Neues erfährt, ein glückliches Erlebnis hat, dann ändert sich die Stimmung, dann ändert sich das Herz. Deshalb kann es einen Menschen auf einen völlig neuen Weg bringen, wenn er sich die Zeit nimmt zu sehen, zu hören, offen zu sein für Bilder und Vorstellungen, die sich aus neuen Erfahrungen entwickeln.
Clarissa Pinkola Estés, "Die Wolfsfrau"

Tiere können uns im täglichen Leben, bei unseren Träumen und Meditationen helfen. Da sie vor den Menschen erschaffen wurden, sind sie der Quelle näher und können uns auf unserer Suche nach Ganzheit als Verbündete, Führer und Schutzgeister dienen.
Eine Innuit-Frau

Ich schaue auf den herbstlichen Strand, den alten weißen Leuchtturm, der zu meiner Linken aufragt, das sanft ans Ufer schwappende Wasser zu meiner Rechten und das sienafarbene Dünengras unter meinen Füßen. Ein Chrysippusfalter, der längst hätte nach Brasilien aufbrechen sollen, kreist um meinen Kopf. "Vielleicht brauchst du auch noch ein bisschen zusätzliche Zeit am Meer", sage ich zu ihm, während er auf meiner Schulter landet und die Flügel zuklappt.

Mehr als alles andere wünsche ich mir, von der Brandung hinausgespült und vom Salzwasser getragen zu werden. Aber die Realität hält mich am Ufer fest. Ich muss mich eingraben wie ein Krebs oder eine dicke Muschel und Bestandsaufnahme machen, während die Flut über mich hinwegspült.

Joan Anderson - Ein Jahr am Meer

Erscheinungsjahr: 2002
Gelesen im August 2008

Etwa im Alter von 50 - die Söhne sind aus dem Haus, die Ehe ist eher von Gleichgültigkeit geprägt, das Leben geht seinen Gang - tut Joan Anderson etwas, das für alle, nicht zuletzt sie selbst, völlig überraschend ist. Ohne einen äußeren Anlass dafür zu haben, folgt sie ihrem Mann nicht zu seinem neuen Job an die Westküste, sondern reist ans Meer, ans Cape Cod, wo die Familie ein kleines Cottage hat. Sie tut es, weil sie einen neuen Lebensrhythmus finden will, und taucht mit einigen Befürchtungen, aber auch entschlossen in die neue Erfahrung ein - nicht ohne sich selbst gelegentlich zu fragen, ob sie nicht einfach nur ein verwöhntes Gör sei...

Das Jahr wurde in 16 Kapitel eingeteilt, welche jeweils mit einem Zitat beginnen (z.B. von Rainer Maria Rilke und T.S. Elliot), und so schöne Namen wie “Seehundgefühl” und “Wellen der Wahrheit” tragen. Schon nach ein paar Seiten fesselte mich die Geschichte – ich wollte wissen, was dieses Jahr am Meer der Autorin gebracht hat, was für Erkenntnisse sie gewonnen und wie sie sich verändert hat. Außerdem kam mir einiges sehr bekannt vor, man muss “funktionieren”, und verliert dabei die Verbindung zu sich selbst.

Neben den tollen Natureindrücken hat es mir vor allem die Tiefe dieses Romans angetan. Ich konnte die innere Zerrissenheit und Unsicherheit förmlich spüren. Die Auseinandersetzung mit sich selbst, das Erforschen der eigenen Person mit seinen Wünschen und Zielen – all das fand ich sehr gut beschrieben, nachvollziehbar und sensibel. Eine Motivation, sich die Zeit zu nehmen, um sich selbst (wieder) kennen zu lernen, stärker auf Körpersignale und Wünsche zu achten.

Die Geschichte bietet auch ein paar besondere Momente, an die ich gerne zurückdenke. Meist sind sie geprägt von der Achtung vor Tieren und der Natur, was auch meiner persönlichen Einstellung entspricht. Und es ist wie eine Art Bestätigung, davon zu lesen – auch von Dingen, die mir gefallen und gut tun.
Das Buch werde ich auf jeden Fall wieder lesen, besonders geeignet erscheint es mir auch für Krisenzeiten, und die Fortsetzung “Spaziergang am Meer” ist natürlich schon auf meiner Wunschliste gelandet.


Erster Absatz
Die Entscheidung, uns zu trennen, fiel sozusagen über Nacht. Mein Mann kam eines Abends von der Arbeit nach Hause und verkündete, er habe eine neue Stelle Hunderte von Kilometern entfernt angenommen. Während er sich über die Einzelheiten ausließ, saß ich mit leerem Gesicht da und suchte nach einer Ausrede, um ihn nicht begleiten zu müssen. Schließlich waren unsere beiden Söhne erwachsen, das geräumige alte Haus, in dem wir seit siebzehn Jahren wohnten, war längst zu groß für uns geworden und meine Tätigkeit konnte ich überall ausüben. Woher kam also mein Widerstand? Warum war ich wie erstarrt, verängstigt und voller Wut?

Diana L. Paxson - Tochter des Lichts (Die Juwelen von Westria 1)

Erscheinungsjahr: 1988
Gelesen im August 2008

Im schönen Königreich Westria ritt ein junger König aus, um eine Braut zu finden, die nicht nur die Lady seines Herzens, sondern auch die Herrin der Juwelen von Westria sein musste. Denn wer das Licht der Juwelen beherrschte, beherrschte die Macht der Elemente und die Zukunft des Reiches. Und in einer windumtosten nördlichen Provinz verbarg ein junges Mädchen namens Faris ihr Geheimnis und erzählte niemanden von ihren Kräften, die sie in ihrem Innern spürte. Denn sie träumte nie, dass die Wahl des Königs auf sie fallen könnte. Sie war die Tochter des Lichts. Doch die Dunkelheit war stark und mächtig...

“Tochter des Lichts” ist der Auftakt der siebenteiligen Serie “Die Juwelen von Westria” - und auch das erste Buch der Autorin. Dieses merkt man deutlich, den Unterschied zu mir bekannten Werken wie “Der Zauber von Erin” fand ich fast schon erschreckend. Vieles ist ansatzweise vorhanden, wirkt auf mich aber unausgereift und eher oberflächlich.
Die Ereignisse werden ruhig und leider auch unspannend erzählt, alles tröpfelt meist emotionslos vor sich hin und bietet kaum Überraschungen. Manche Szenen konnten mich zwar fesseln, darunter gab es auch ein paar wirklich gelungene Momente, aber größtenteils wollte ich doch mehr. Schade, dass aus dieser Geschichte nicht mehr gemacht wurde – an Potenzial mangelt es nicht.

Es gibt viele Figuren, die interessant sein könnten – wenn man denn etwas mehr über ihren Hintergrund und ihre Gedanken erfahren hätte. Für mich waren die meisten Personen verschwommene Gestalten, von denen ich nicht viel mehr als den Namen kannte. Ich konnte nicht nur keinen Bezug zu ihnen aufbauen, mir waren die Zusammenhänge und auch einige Andeutungen oft schleierhaft. Ich musste mir einiges zusammenreimen, besonders was die Beziehungen untereinander angeht. Selbst Faris habe ich nicht wirklich verstanden, allerdings gibt es auch ein paar Ausnahmen (z.B. finde ich den Wacholdermeister sehr gelungen).

Ich habe mich noch nicht so ganz entschieden, ob ich die Reihe weiterlesen werde. Das Buch hat mir einfach recht wenig gegeben, andererseits ist da aber auch die Hoffnung auf Besserung – und zwei Figuren, die mir gut gefallen haben...


Erster Satz
Aus dem Wechsel von Licht und Dunkelheit, von Geist und Materie, wurde die Welt erschaffen.

Ju Honisch - Das Obsidianherz

Erscheinungsjahr: 2008
Gelesen im August 2008

München 1865. Ein magisches Manuskript, dessen Inhalt in den falschen Händen von ultimativer Zerstörungskraft sein kann, ist verschwunden. Der britische Agent Delacroix erhält den Auftrag, die Schrift aufzuspüren und zurückzubringen, wobei ihm zwei junge bayerische Offiziere sowie ein Magiewissenschaftler hilfreich zur Seite stehen. Doch auch das Böse trachtet in mannigfaltiger Form nach der Macht des Manuskripts, um die Welt in ein Abbild seiner eigenen grausamen Phantasien umzuwandeln. Nichts von all dem ahnt Miss Corrisande Jarrencourt, eine junge Dame, die in München nur einen wohlsituierten Ehemann sucht. Ins Geschehen hineingezogen muss sie feststellen, daß es auf dieser Welt Dinge gibt, von deren Existenz sie bis dahin nichts ahnte...



Das Buch wurde liebevoll ausgestattet, die kleinen Tintenklecks-Bilder am Anfang jedes Kapitels finde ich sehr individuell – sie gefallen mir nicht nur, sondern laden auch ein wenig zum Träumen ein. “Das Obsidianherz” lässt sich genremäßig in keine Schublade quetschen, sondern besteht aus den verschiedensten Elementen. Für mich ist es eine Mischung aus phantastischem und historischem Roman, gut gewürzt mit einer “schaurigen” Atmosphäre und einem Schuss Romantik.

Durch die gelungene Einleitung wird gleich klar, dass das München dieser Geschichte zwar einige historische Personen bietet, aber durch Magie und Fabelwesen (die dort Fey und Sí genannt werden) auch anders ist. Meine Befürchtung, dass mir das ganze Drumherum zu bayerisch werden könnte, hat sich glücklicherweise nicht erfüllt. Es gab nur ein paar kleine regionale Eigenheiten, da hatte ich mit den vielen französischen Ausdrücken doch deutlich mehr Gewöhnungsschwierigkeiten. Die Handlung spielt größtenteils in einem Hotel, was ich bei der abwechslungsreichen Handlung aber gar nicht richtig wahrgenommen habe. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, diese Welt und die vielen interessanten Figuren kennen zu lernen.

Die Erzählperspektive ändert sich oft, die Übergänge sind dabei aber immer fließend. Sie behindern sich nicht, sondern ergänzen – und manche Szenen erlebt man so aus der Sicht von mehreren Personen. Es gab die unterschiedlichsten Charaktere, sowohl geradlinige und leichter einzuschätzende als auch Figuren mit Widersprüchen und einigen Überraschungen. Ein großer Vorteil waren meiner Meinung nach auch die vielen Rückblenden, durch die man fast alle Personen und ihren Hintergrund näher kennen lernen und einen Bezug aufbauen konnte.
Der manchmal auch schwarze Humor und die ironischen Anspielungen haben genau meinen Geschmack getroffen, vieles wurde mit einem Augenzwinkern beschrieben – und das war für mich der perfekte Ausgleich zu den eher “schaurigen” Szenen. Momente, so unterschiedlich wie das Wetter – und durchbrochen von Emotionen, von der wunderbaren Romantik zum Ende hin mal ganz zu schweigen...

Erster Satz
Fünf Männer saßen um den Tisch, als seien sie nur zu einer Herrenrunde auf ein Gläschen Wein zusammengekommen.

Durchkreuzte Pläne beim Bücherbummel...

Da wollte ich mich am Samstag für eine stressige Woche mit zwei Büchern belohnen - und dann gab es die beim Thalia nicht! Was passiert? Zwei andere wollten mit, also kann ich hier nun inzwischen 4 neue Bücher vermelden:

  • John Banville - Die See
    Das nenn ich mal ein meerhaftes Cover, und endlich als Taschenbuch! :)
  • Gabriella Engelmann - Eine Villa zum Verlieben
    Ohne die süße Katze hätte ich mir den Klappentext wohl nicht durchgelesen. Spielt in einer alten Stadtvilla in Hamburg, und beim Reinlesen hörte es sich nicht zu kitschig an...
  • Samantha Hunt - Nixenkuss
    Eine kleine Stadt hoch im Norden der USA, der Ozean und eine unglückliche junge Frau, die überzeugt ist, eine Nixe zu sein.
  • Katrin Weller (Hrsg.) - Elfenblut
    Kurzgeschichten und Romanauszüge zum Thema Elfen, daran komme ich doch nicht vorbei! Auch auf die Gefahr hin, dass es sich hier nur um die kleinen blumenumschwirrenden Wesen handelt...

Per Petterson - Pferde stehlen

Erscheinungsjahr: 2006
Gelesen im Juli 2008

Trond ist 67 und zieht sich nach Ostnorwegen zurück. Als ein Nachbar auftaucht, holen ihn die Ereignisse jenes Sommers vor mehr als fünfzig Jahren ein. Damals verbrachte er die Ferien mit seinem Vater in einer Hütte nahe der schwedischen Grenze. Es ist eine Gegend, in der man Pferde stehlen kann. Als in der Nachbarsfamilie ein schreckliches Unglück geschieht, entdeckt der Junge das wohlgehütete Lebensgeheimnis des Vaters...

Der schlichte Stil und die ruhige, gelassene Atmosphäre haben mir gefallen. Dadurch konnte man in Tronds Welt eintauchen, hatte gleich die passende Stimmung für diesen Roman ohne Hektik und Action. Die Höhepunkte waren für mich dabei die detailreichen Beschreibungen der Natur mit ihren Geräuschen und Gerüchen. Ich habe diese Momente genossen, in denen ich mit der Welt und dem Buch glücklich war.

Größtenteils geht es um den Sommer 1948, den der 15-jährige Trond mit seinem Vater verbracht hat. Es gibt intensive Momente, Geheimnisse, Freundschaften, einschneidende Erlebnisse - und mit ihnen wird Trond erwachsen. Er ahnt viel, versteht aber noch nicht alles. Zwischendurch landen wir immer wieder in der Gegenwart, wo der Protagonist mit seinen Kräften haushalten muss, sich um seine Hündin kümmert und handwerkliche Arbeiten erledigt. Die Gedanken des älteren Trond haben mich dabei oft gefangen genommen und auch zum Nachdenken angeregt.

Das Ende kam mir jedoch zu abrupt - ich hatte das Gefühl, mitten in der Geschichte fallen lassen geworden zu sein. Die Ereignisse der Vergangenheit wurden erzählt, aber die Verbindung zur Gegenwart fehlte mir. Abschließende Gedanken, vielleicht ein Austausch mit seinem Nachbarn, der auch in der Vergangenheit auftauchte. Es wirkte irgendwie nicht rund, hat mich enttäuscht zurückgelassen und der Geschichte meiner Meinung nach einiges an Potential genommen.


Erster Absatz
Anfang November. Neun Uhr. Die Kohlmeisen knallen gegen das Fenster. Manchmal fliegen sie nach dem Zusammenprall wie benommen davon, dann wieder fallen sie in den Neuschnee und mühen sich ab, bevor sie erneut auf die Flügel kommen. Ich weiß nicht, was ich habe, das sie haben wollen. Ich sehe aus dem Fenster hinüber zum Wald. Über den Bäumen zum See hin scheint ein rotes Licht. Wind kommt auf. Ich sehe die Form des Windes im Wasser.


Herzlich Willkommen in meiner fantastischen Bücherwelt - ich freue mich, dass du den Weg hierher gefunden hast, und hoffe, dass es dir hier gefällt.

Auf meinem Lesetisch stapeln sich:
Susanne Gerdom - Elbenzorn
Yasmine Galenorn - Die Hexe
Tolkiens Geschöpfe

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Über mich

Mein Bild
Als lesende Weltenwandlerin bewege ich mich bevorzugt in fantastischen und historischen Welten. Ich bin eher der emotionale Leser und mag es, wenn ich in Figuren so richtig eintauchen kann. Manche bleiben dann noch etwas länger bei mir oder entwickeln sich gar zu dauerhaften Gästen.

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Marny Leifers
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