fantastische Bücherwelt

von Büchern, Spleens & Listen

James A. Sullivan - Der letzte Steinmagier

Erscheinungsjahr: 2008
ISBN: 9783899414288
Gelesen im Juni 2008

Chaos herrscht im Kaiserreich, nachdem in der Schlacht von Wuchao alle Steinmagier ums Leben gekommen sind. Alle, bis auf einen: Wurishi Yu, der von seinem Meister absichtlich zurückgelassen worden ist, um als letzter die Tradition und die Magie seiner Zunft zu bewahren. Und um eine Schuld zu begleichen. Denn einst wurde die Kaiserin von einem abtrünnigen Steinmagier in eine Statue verwandelt und nur ihre Erlösung kann die Finsternis, die seitdem über das Reich hereingebrochen ist, vertreiben. Mit dem Erbe seines Meisters, einer kostbaren Schriftrolle, macht sich Yu an die schier unlösbare Aufgabe, wird aber schon bald von dem machthungrigen Fürsten Dayku Quan verfolgt, der sich in den Besitz des Geheimnisses der ewigen Jugend bringen will. Doch dann erhält Yu unerwartet Hilfe...

Der Autor hat einen ungewöhnlichen Prolog gewählt, denn in ihm erfährt man bereits, dass die Hauptfigur überlebt. Manche mag das stören, mir hat es die Spannung beim Lesen nicht genommen – denn so konnte ich mich voll auf den Weg und die Gefährten konzentrieren, um die man sich ja immer noch Sorgen machen musste. Die asiatisch angehauchte Welt empfand ich als eine angenehme Abwechslung, sie war auch nicht zu speziell – so dass ich mich ohne große Asien-Kenntnisse leicht hineinversetzen konnte und mit den Namen keine Probleme hatte.

Neben der Begleichung der Schuld der Steinmagier spielt in diesem Roman Freundschaft eine große Rolle. Was als Zweckgemeinschaft auf Zeit begann, entwickelt sich schnell zu einer vertrauten Gruppe, die sogar noch weiblichen Zuwachs erhält. Das Zusammenfinden, der Aufbau von Vertrauen und Freundschaft gehört für mich zur positiven Grundstimmung dieses Buches. Aus einzelnen Figuren wird eine sich harmonisch ergänzende Einheit, jeder ist bereit viel für die Anderen zu wagen – und alle verfolgen ein großes Ziel.
Es gibt auch Zwischenkapitel, die aus der Sicht der anderen Gefährten geschrieben sind. Ich hatte dadurch den Eindruck, sie besser kennen zu lernen und zu erfahren, was sie persönlich ausmacht.

Das Konzept der Steinmagie erschien mir sehr durchdacht, es gab keine 08/15-Zauber sondern eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Nicht jeder Stein ist für alle Zauber geeignet, und es gibt auch kostbare, die nur für spezielle Zauber benutzt werden sollten. Mir hat vieles daran gefallen, beispielsweise dass jeder Zauber Magie verbraucht, sie beim Wirken vom Magier abzieht - ein Prinzip vom Geben und Nehmen. Besonders haben es mir auch die Beschreibungen des magischen Fühlen und Ertastens angetan, diese Szenen wirkten auf mich immer sehr feinfühlig und ich hatte oft passende Bilder dazu im Kopf (z.B. von einem hauchdünnen Spinnennetz oder einer weit verzweigten Baumwurzel).

Der Charakter der meisten Figuren ist klar angelegt, hier kommt es kaum zu drastischen Wendungen. Allerdings habe ich das auch nicht vermisst, denn dieses Wohlfühlbuch besaß oft mehr den Charakter eines lockeren Abenteuers, in dem meistens die Sonne schien und es nur wenige dunkle Momente gab. Es gab ausgelassene Momente, und auch ein Plätzchen für die ein oder andere romantische Szene. Das Ende fand ich sehr rund, man konnte sich noch in aller Ruhe von den lieb gewonnenen Personen verabschieden und erhielt einen Eindruck davon, in welche Richtung eine Fortsetzung gehen könnte.

Stephan Grundy - Wodans Fluch

Erscheinungsjahr: 1996
ISBN: 3596137632
Gelesen im Juni 2008

Als Fünfzehnjähriger kommt Hagan, der burgundische Königssohn, als Bündnisgeisel an Attilas Hof. In der Völkerwanderungszeit des 5. Jahrhunderts n. Chr. ist dieser Hof der Nabel der Welt. Die Herrscher kämpfen um Macht, Menschen und Magie. Götterglaube, Schamanismus und das erstarkende Christentum wetteifern um die Gläubigen. Der düstere einzelgängerische Hagan wird in diesen Strudel hineingerissen. Sein Schicksal ist es, der Beschützer einer großen Liebe zu werden...

Die erzählte Handlung spielt etwa zwischen 415 und 417 nach Christus. Hagan (Hagen von Tronje) wird als Friedgeisel an Attilas Hof geschickt, um den Frieden zwischen Burgundern und Hunnen zu bekunden. Dort wird er als eine Art Pflegesohn aufgenommen, lernt ihre Lebensart kennen und übt sich im Kampf, er erregt aber auch das Interesse des Gyula, dem Schamanen der Hunnen. So wird er sowohl kämpferisch als auch geistig ausgebildet - und erlernt so das Wissen, welches er später in Burgund benötigen wird.

Hagan dient den alten Göttern und da besonders Wodan, er kann seinem Glauben bei den Hunnen auch treu bleiben, da Attila keinen Gott verbietet. Die alte Religion nimmt in diesem Buch viel Platz ein, die Rituale und schamanischen Reisen werden detailliert beschrieben. Ich habe mich damit sehr wohl gefühlt, diese Momente hatten für mich immer etwas ganz besonderes.
Die Hauptfigur stand mir schnell nah, sie ist sehr tief und vielschichtig angelegt. Aber auch die anderen Personen gefielen mir, sie wirkten immer menschlich und lebensnah. Attila wird zum Beispiel nicht als blutrünstiger Hunne, sondern zerrissen zwischen dem Wunsch nach Macht und seiner Hilflosigkeit aufgrund einer nicht erwiderten Liebe dargestellt.

Hagan ist eher ein Einzelgänger, der treu zu seinen Prinzipien und Göttern steht. Dass er auch zu einer tiefen Freundschaft fähig ist, sieht man an seiner Beziehung zu Waldhari (Walter/Waltharius von Aquitanien). Bald verbindet sie trotz der großen Unterschiede etwas besonderes, das auch ihre unterschiedliche Religion nicht berühren kann - sie akzeptieren sich so, wie sie sind.

Dieses Buch ist eine Hommage an die alten Götter, die langsam aber stetig vom Christentum verdrängt werden. Es herrscht eine leicht melancholische Grundstimmung, und der Spannungsbogen ist zum Ende hin kaum noch auszuhalten. Es geht aber auch um die aussichtslos erscheinende Liebe zwischen Waldhari und Hildegund, die Hagan beschützt und ihn später zu einer Entscheidung zwingt.
Das Ende der Geschichte hat mich sehr traurig gemacht, aber auch bewegt. Nicht so sehr der bereits aus dem Nibelungenlied bekannte und hier nur kurz zusammengefasste Tod von Hagan, sondern Waldharis Gefühle und Gedanken über ihn.

Ich hätte ein kleines Glossar hilfreich gefunden, da viele Namen in einer leicht abgewandelten Form (zu der mir bekannten) auftauchten und ich manche Begriffe auch einfach nicht kannte. Es hat beispielsweise etwas gedauert, bis ich in der Danu die Donau erkannte...

Christoph Hardebusch - Sturmwelten

Erscheinungsjahr: 2008
ISBN: 9783453523852
Gelesen im Juni 2008

Seit erstmals Schiffe den gewaltigen Ozean überquerten, spricht ganz Corbane von der Sturmwelt: Ein Reich inmitten der Weltmeere, dessen Schätze, Magie und Gefahren einzigartig sind. Als der junge Adelige Jaquento auf einem Schiff anheuert, um die alte Welt hinter sich zu lassen, kennt er deshalb nur ein Ziel: Er will das legendäre Inselreich entdecken. Doch kaum dort angekommen, gerät Jaquento auf das Piratenschiff Todsünde, dessen charismatischer Kapitän Deguay ihn in eine ebenso faszinierende wie undurchsichtige Welt entführt.

Zur gleichen Zeit nimmt auch das Kriegsschiff Mantikor Kurs auf Sturmwelt-Gewässer. Für die junge Roxane ist es ihr erster Einsatz als Offizierin. Doch schon bald wird die Fahrt von den düsteren Launen des Kaptitäns überschattet, der alles daransetzt, ein mysteriöses schwarzes Schiff zu kapern.
Als schließlich sowohl die Freibeuter als auch die Marine vor der Küste der Sklaveninsel Hequia auf ihre Beute treffen, muss Jaquento eine Entscheidung treffen, von der nicht nur das Schicksal der Inseln abhängt...

Ein Fantasyroman vor nautischem Hintergrund war für mich etwas komplett neues. Ich liebe zwar das Meer, bin in Bezug auf Abenteuerromane aber ein fast unbeschriebenes Blatt. Deshalb war ich auch positiv überrascht, dass ich beim Lesen so wenig Verständnisprobleme hatte – und die meisten davon wurden vom Glossar beantwortet, welches auch viele schiffstechnische Begriffe erläutert. Mir entgingen natürlich Anspielungen auf marinehistorische Bücher, diese waren aber für die Geschichte an sich nicht wichtig, sondern eher ein zusätzlicher Reiz für Kenner.

Der mysteriöse Prolog hat mich fasziniert und kam mir während des Lesens immer wieder in den Sinn. Ich suchte nach möglichen Verbindungen, dadurch sind aber nur noch mehr Fragen entstanden. Überhaupt wurden viele Fragen und Andeutungen in diesem ersten Teil nicht aufgelöst, was die Spannung auf die Folgebände natürlich umso größer macht. Das lässt mich aber nicht unbefriedigt zurück, da man regelmäßig mit neuen Infos angefüttert wurde.

Der Zugang zu den Figuren fiel mir leicht, auch wenn dieser nicht so tief war, wie ich es mir gewünscht hätte. Vielleicht liegt das auch daran, dass es einfach so viele interessante Personen gibt, die in 4 Erzählsträngen aufeinander treffen. Einige Charaktere blieben meinem ersten Eindruck treu, manche veränderten sich aber auch. Und bei einigen schlummert noch ihre Vergangenheit im Dunkeln, die hoffentlich in den Folgebänden erzählt werden wird. Über manche meiner Lieblingsfiguren wurde (im Vergleich zu anderen) nicht allzu viel geschrieben - und ich bin immer wieder angetan davon, wenn man schon mit wenigen Sätzen eine besondere Verbindung oder Anziehungskraft schaffen kann.

Die Sturmwelten sind sehr abwechslungsreich - es gibt düstere aber auch humorvolle Szenen, verschiedene Handlungsorte und einige Überraschungen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Die gelungenen Beschreibungen der Umgebung haben mir oft tolles Kopfkino beschert, ich konnte zum Beispiel auch das Meer riechen und den Wind spüren.
Neben den Unterschieden zwischen der Marine und den Piraten ging es für mich in diesem Buch auch um Träume, Freiheit und Freundschaft. Außerdem war ich damit beschäftigt, mich in das Magiesystem einzudenken (und mich zu fragen, welches Prinzip dahinter stecken mag) und die vielen Geheimnisse nicht aus den Augen zu verlieren.


Herzlich Willkommen in meiner fantastischen Bücherwelt - ich freue mich, dass du den Weg hierher gefunden hast, und hoffe, dass es dir hier gefällt.

Auf meinem Lesetisch stapeln sich:
Susanne Gerdom - Elbenzorn
Yasmine Galenorn - Die Hexe
Tolkiens Geschöpfe

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Als lesende Weltenwandlerin bewege ich mich bevorzugt in fantastischen und historischen Welten. Ich bin eher der emotionale Leser und mag es, wenn ich in Figuren so richtig eintauchen kann. Manche bleiben dann noch etwas länger bei mir oder entwickeln sich gar zu dauerhaften Gästen.

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