Erscheinungsjahr: 2003
Gelesen im April 2009
Befallen von einer unerklärlichen Starre liegt Marke, der legendäre letzte König von Cornwall, in seiner Burg und wartet auf sein Ende. Doch die Sehnsucht des Königs ist stärker als der Tod: Noch einmal möchte Marke das Meer sehen, noch einmal die schöne Brangaene, die auf mysteriöse Weise verschwand...
In diesem Roman lernen wir Marke von Cornwall als älteren Mann kennen, der auf dem Krankenlager sein Leben an sich vorüberziehen lässt. Wir erleben mit ihm seine Vergangenheit, alles beginnt mit einem 7-jährigen Jungen, der von seiner Familie zu Zieheltern in die Bretagne geschickt wird. Zwischen den Erinnerungen tauchen immer wieder Gedanken des älteren Marke auf - über sich selbst und seine große Liebe Brangaene, aber auch eher philosophische, z.B. über die Zeit. So lernt man Marke sehr genau kennen, merkt wie er "tickt" und warum er so handelte, wie er es getan hat.
Der Titel des Buches gibt sehr treffend wieder, worum es geht. Um Markes Herz, das für die langfristige Erhaltung seines Königtums ruhig gestellt wurde, ja fast vereiste. Nur wenigen Menschen öffnete er es, und auch seine große Liebe begegnete ihm erst spät. In einer wunderbaren und bildhaften Sprache erleben wir die Höhen und Tiefen von Markes Leben, seine Kämpfe und politischen Machtspiele ebenso wie seine wenigen Freundschaften und die tiefe Verbundenheit zum Meer.
Es fiel mir leicht, Marke zu mögen - und doch stand er mir nicht so nah, wie die Figuren aus "Die Nebel des Morgens". Das könnte vor allem an den politischen Intrigen und Machtverhältnissen am Hof liegen, auf Dauer ist das einfach nicht so meins. Trotzdem habe ich mit ihm mitgefiebert und ihn gerne begleitet.
Das Ende war natürlich tragisch, aber auch wunderschön. Mit einer besonderen Atmosphäre und der Verbindung zum Meer, die irgendwie etwas tröstliches hatte. Und dann erst noch der Brief auf den letzten Seiten, der neben einer wunderschönen Geste eines Zurückgebliebenen an den anderen auch so passende und liebevolle Gedanken enthielt, dass ich doch noch etwas weinen musste.
Ich habe in meinem Leben viele Männer auf der Folter gesehen. Es sind grausame Erinnerungen, und heute kann ich mich nicht einmal mehr von der angeblichen Notwendigkeit überzeugen, die all diesen scheußlichen Handlungen zugrunde gelegen haben soll. Mein Geist zerfasert sich ohnehin, doch nicht dergestalt, wie ich es mir wünschen würde. Es ist kein friedlich dumpfes Dahindämmern, eher ist es so, als ob ein Seil sich in die verschiedenen Stränge aufzwirbelt, aus denen es gedreht wurde.
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