Erscheinungsjahr: 2007
Gelesen im August 2008
Das weise Volk der Elben hat die sterbliche Welt verlassen und sucht nach den Gestaden der Erfüllten Hoffnung. Jenseits des großen Meeres finden sie schließlich einen unbekannten Kontinent, doch in der neuen Welt lauern innere und äußere Feinde...
Die Geschichte des ersten Bands der Elben-Trilogie wurde in zwei Teile gegliedert. Im ersten geht es um die Ankunft und die Erlebnisse auf der Insel des Augenlosen Sehers, welche nur ein paar Tage umfassen. Es passiert viel - allerdings wird sich dafür im Vergleich zum zweiten Teil, in dem es um den Aufbau des Elbenreiches und der Entwicklung der königlichen Nachkommen geht, zuviel Zeit gelassen. Dieser erscheint mir nämlich mehr wie eine kurze Zusammenfassung, eine sachliche Aneinanderreihung von Ereignissen.
Das Buch lässt sich zwar ganz gut lesen, da es recht flüssig geschrieben ist, aber mir fehlt jegliche Atmosphäre. Es wirkt oberflächlich und irgendwie lieblos, als ob selbst der Autor keinen Bezug zu den Figuren aufbauen konnte. Wie soll mir das da gelingen? Die Charaktere werden nur angekratzt, wir erfahren kaum Details über sie. Das mag ich überhaupt nicht, ich will etwas über ihre Gedanken und Gefühle, ihre Vergangenheit erfahren. So aber fehlte mir jeglicher Zugang – selbst zu den drei Elben, die für mich etwas hatten und auch genug Stoff für mehr Details boten.
Wirklich genervt war ich von der ewigen Betonung der sensiblen Elbensinne, teilweise mehrmals pro Seite. Der Autor könnte seinen Lesern ruhig etwas mehr Intelligenz zutrauen, und hätte den Platz der ewigen Wiederholungen lieber für mehr Details, Atmosphäre oder ein Glossar nutzen sollen. Das gibt es nämlich auch nicht, dafür bekommt jede Figur noch einen Beinamen mit seiner Gabe (z.B. Lirandil der Fährtensucher), welcher fast immer genannt wird. Und dann gibt es bei einigen Namen noch eine starke Ähnlichkeit zu Tolkien-Namen, als erstes bin ich da über Ygolas den Bogenschützen gestolpert.
Ich kann diese blasse, leicht vorhersehbare Geschichte ohne Tiefgang einfach nur schnellstmöglich verdrängen und werde zukünftig einen riesengroßen Bogen um diesen Autor machen (Achtung, es gibt da auch einen neuen Zyklus namens Drachenerde).
Und ganz demütig bis Ende des Jahres auf “meine” Elfen warten...
Erster Absatz
"Land in Sicht!"
Der Ruf vom Ausguck schallte durch das wabernde Grau der Nebelschwaden. Wie amorphe, vielarmige Ungeheuer wirkten sie. Manchmal war der Nebel so dick, dass die einzelnen Schiffe der Elbenflotte selbst aus nächster Nähe nur als dunkle Schemen zu erkennen waren.
König Keandir straffte seine Gestalt. Seine Rechte umfasste den bernsteinbesetzten Griff des Schwerts mit der schmalen Klinge, das er an der Seite trug. Seine Haut war von vornehmer Blässe, und sein schmales, hageres Gesicht wirkte wie gemeißelt und zeigte einen Ausdruck sogleich von Strenge als auch von Ernsthaftigkeit. Spuren tiefer Sorge um sein Volk hatten sich in diesem Gesicht verewigt, seit Keandir das Königsamt von seinem Vater übernommen hatte, und in das schulterlange schwarze Haar mischten sich die ersten grauen Strähnen. Spitze Ohren stachen durch dieses glatte Haar - Ohren, die ebenso empfindlich und sensibel waren wie auch die anderen Sinne des Elben.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen