Erscheinungsjahr: 2002
Gelesen im Juli 2008
Ein Sommer im Jahre 1889 an den Niagarafällen in Ontario. Es begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen, die Witwe des Leichenbestatters verzweifelt über das unerklärliche Schweigen ihres Sohnes, Fleda träumt von einem Haus am Fuße des Strudels und von ihrer Begegnung mit dem jungen Dichter Patrick. Fledas Mann David widmet sich seinen militärhistorischen Forschungen und vernachlässigt seine Frau. Zur selben Zeit sinniert der Dichter Browning in Venedig über seinen nahenden Tod. Am Ende des Sommers verbinden sich die Schicksalsfäden dieser Menschen, und ein Opfer wird im Strudel der Ereignisse zu beklagen sein...
Anfangs hatte ich etwas Probleme damit, mich in Browning hineinzufühlen, seine Gedanken empfand ich manchmal als etwas wirr. Vielleicht musste ich mich aber auch erst daran gewöhnen, dass sie sich fast nur rund um den Tod drehten. Ich fragte mich auch, warum ausgerechnet mit ihm begonnen wurde – aber im Nachhinein macht das schon Sinn, denn einige der anderen Figuren kennen seine Gedichte. Und es hatte schon etwas, erst den Dichter und dann seine Leser (sowie ihre Gedanken über ihn) kennen zu lernen.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich angelegt, ihre Gedanken und Erlebnisse sehr abwechslungsreich. Jede Figur lernen wir nach und nach besser kennen, auch ihr Umfeld und die damaligen Sitten. Man meint, sie zu verstehen – und dann passiert doch wieder etwas überraschendes und manchmal auch rätselhaftes. In manchen Momenten erhaschen wir kurze Einblicke in die Seele der Protagonisten, die oft unergründlich ist. Man erhält tiefere Einsichten, die einem im ersten Moment vielleicht nicht großartig weiterhelfen – am Ende aber wichtig für das Verstehen der Entscheidungen einiger Personen sind.
Und genau wie bei meinem ersten Buch von Jane Urquhart fesselt mich auch hier ihr Stil und die besondere Atmosphäre, auch wenn ich das nur unzureichend erklären kann. Sie schreibt poetisch, einfühlsam – aber auch geheimnisvoll und sonderbar. Facettenreich, mit einem leichten Humor und gelungenen Naturbeschreibungen. Es gibt viele Stellen, die ich einfach nur schön fand und mehrmals lesen musste. Szenen, in denen es um Literatur und die Natur geht, und die mich manchmal auch zum Lächeln gebracht haben.
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Der erste Satz
Im Dezember des Jahres 1889, mit der Gondel auf dem Rückweg aus der Gegend um den Palazzo Manzoni, kam Robert Browning der Gedanke, dass er wohl in Kürze sterben würde.
Jane Urquhart - Im Strudel
19. Juli 2008
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