fantastische Bücherwelt

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Kai Meyer - Loreley

Erscheinungsjahr: 1998
Gelesen im Februar 2009

Anno domini 1320. Zwei Mädchen wachsen in einer Burg am Rheinufer zu jungen Frauen heran. Die burschikose Ailis geht beim Burgschmied in die Lehre, Fee ist die verwöhnte Nichte des Grafen. Von Kind an sind die beiden unzertrennlich - bis Ailis das schreckliche Geheimnis der Grafenfamilie entdeckt. Auf einer Klippe, hoch über dem Rhein, hält Graf Wilhelm ein kleines Mädchen in einem vergitterten Felsschacht gefangen. Ailis gerät in den Bann des sonderbaren Kindes. Fasziniert lässt sie sich von den magischen Gesängen der Kleinen betören, verliert darüber ihre Familie und ihre Freunde. Doch schließlich ist es Fee, die das Kind befreit - und dadurch unsagbaren Schrecken heraufbeschwört. Denn im Körper des Mädchens lauert eine Kreatur so alt wie die Welt, die nur darauf wartet, Verdammnis über das Land am Rhein zu bringen. Mit Hilfe eines Trupps skurriler Spielleute stellt Ailis sich zum Kampf gegen das furchtbare Wesen - und gegen ihre Freundin Fee, die dem Geist des Loreleyfelsens längst verfallen ist...

Die Loreley kannte ich bisher als Nixe, die sich mit einem goldenen Kamm ihr blondes Haar kämmt, und durch ihrem Gesang die Rheinschiffer so ablenkt, dass dessen Schiffe an dem Felsen zerschellen. Hier ist sie etwas anderes, uraltes - ursprünglich die Wächterin eines Tores zwischen der Menschenwelt und Titanias Reich Faerie, der Welt der Feen.
In dieser Geschichte herrscht eine unheimliche Grundstimmung, die sich nach einem eher ruhigen Beginn von Seite zu Seite steigert. War es anfangs noch ein angenehmes mystisch-schauriges Kribbeln, so gab es später auch einige Szenen, die mir eine Gänsehaut verpasst haben. Der Schreibstil und die besondere Atmosphäre haben mich schnell gefesselt, so dass ich einfach in jeder freien Minute in diese Welt eintauchen musste.

Die beiden Hauptfiguren Ailis und Fee wurden vielversprechend eingeführt, ich konnte schnell einen Bezug zu ihnen aufbauen. Allerdings hätte ich mir mehr Details zu ihrer Freundschaft gewünscht, oft habe ich da keine besondere Nähe gespürt. Gerade weil diese so wichtig für die weitere Entwicklung ist und sich für mich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, fand ich die etwas oberflächliche und blasse Darstellung unbefriedigend.
Dafür fand ich die Beschreibungen rund um die Spielleute bunt und lebendig. Mir hat auch gefallen, wie Ailis diese Leute nach und nach besser kennen lernt und mehr als das ungewöhnliche Erscheinungsbild sieht. Überhaupt haben mir hier viele Außenseiter gefallen - so gut, dass ich gern mehr über sie erfahren hätte, z.B. auch über Fees Tante.

Das Ende kam mir im ersten Moment etwas überstürzt und abrupt vor. Plötzlich war die letzte Seite da, und es gab keinen Hinweis darauf, was einige Figuren nun weiterhin tun werden. So kann man aber auch die eigene Phantasie spielen lassen und sich ein Ende nach dem Ende ausdenken.
Unbedingt lesen sollte man dann aber noch das Nachwort des Autors, in dem auf historische Eckdaten und die Entwicklung der Sage der Loreley eingegangen wird.


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Erster Satz
Frage sie, welche Sprache der Mond spricht.


Herzlich Willkommen in meiner fantastischen Bücherwelt - ich freue mich, dass du den Weg hierher gefunden hast, und hoffe, dass es dir hier gefällt.

Auf meinem Lesetisch stapeln sich:
Susanne Gerdom - Elbenzorn
Yasmine Galenorn - Die Hexe
Tolkiens Geschöpfe

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