fantastische Bücherwelt

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J. R. R. Tolkien - Die Gefährten (Der Herr der Ringe 1)

Erscheinungsjahr: 1966
Gelesen im Juni 2009

Lange galt der Eine Ring als verloren. Doch nun erheben sich erneut die Schatten von Osten. Sauron erhielt Kunde, der Ring sei im Auenland, im Besitz eines gewissen Hobbits. Sauron schickt seine Schwarzen Reiter aus. Mit knapper Not und nur mit Hilfe des Zauberers Gandalf gelingt es Frodo und seinen Gefährten, zu entkommen. Doch das ist erst der Anfang des Abenteuers, das Frodo ins Reich der Elben führen soll und in die alte Zwergenstadt unter dem Berg, wo nun die Orks und der furchtbare Balrog hausen.

Mit dem von mir lange gefürchteten Stil hatte ich keinerlei Probleme, das Buch las sich für mich weder trocken noch nervten mich die detaillierten Beschreibungen (auch wenn ich auf die von Orten, wo nichts weiter passierte, gut hätte verzichten können).
Anders sah es da mit der aus- und abschweifenden Einführung aus, durch die ich mich regelrecht durchkämpfen musste. Fast wäre ich daran gescheitert, aber ich wollte eben unbedingt die Tolkien-Elben und auch den einen oder anderen Ort kennenlernen.

Während der Lektüre hatte ich oft das Gefühl, die Geschichte von jemand außenstehendem erzählt zu bekommen. Es ging darum, welche Figuren was taten - aber nur selten um die Gedanken und Gefühle der einzelnen Charaktere. Dadurch konnte ich zu den meisten Figuren auch keine Bindung aufbauen - Sam war da die große Ausnahme, und auch zu Aragorn hatte ich einen guten Zugang gefunden (Hilfe, ich mag Aragorn!). Besonders enttäuscht wurde ich dafür von Legolas, der auf mich wie ein blasser Außenseiter, kalt und lieblos gezeichnet wirkte (dabei hatte ich da schon nicht so viel erwartet). Und auch seine spätere Freundschaft zu Gimli, wo kam die denn auf einmal her?

Die vielen Namen aus den alten Geschichten und Liedern können leicht verwirren - um da durchzusteigen, muss man sich wohl intensiv damit beschäftigen. Die Geschichten fand ich allerdings meist schön und stimmungsvoll, vielleicht gerade wegen einiger Lücken geheimnisvoll und nicht ganz von dieser Welt. Die vielen Lieder waren nicht so meins, mir haben nur wenige gefallen.

Lothlorien war für mich ein ganz besonderer Ort, so magisch und gleichzeitig voller Wehmut. Dort schaltete sich bei mir auch wunderschönes Kopf-Kino ein, was bei dieser Geschichte leider eher Mangelware war - und nur noch Tom Bombadil geschafft hat.
Trotzdem vermochte mich das Buch nach dem ersten Drittel zu fesseln, aber hauptsächlich wegen der durch die vielen alten Geschichten märchenhaftem Atmosphäre und der Neugier auf beschriebene Orte sowie den Unterschieden im Vergleich zum Film.

So wirklich begeistert bin ich also nicht, was sicher an meinen ganz individuellen Erwartungen an ein gutes Buch liegt. Ich kann nachvollziehen, wenn es für einige Leser durch die sprachwissenschaftliche Inspiration und den "geschichtlichen" Hintergrund etwas ganz besonderes ist, oder auch wegen der vielen Legenden der alten Zeit. Für mich sind aber eben die Figuren am wichtigsten, ihre Hintergründe und Gefühle - und mein Bezug zu ihnen. Und die haben mich hier größtenteils enttäuscht - ich wünschte, Herr Tolkien hätte ihnen ein wenig mehr Details gegönnt...

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Erster Satz
Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, daß er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.

2 Kommentare:

Sven 20. Juli 2009 um 10:14  

Hallo Marny,

deine Rezension wundert mich eigentlich nicht ;)

Der Herr der Ringe ist quasi der Inbegriff der Rollenspielerromane, in denen stets eine ganze Abenteuergruppe ein episches Abenteuer erlebt. Das hat meist zur Folge, dass die einzelnen Charaktere unterschiedlich stark, die Beziehungen zwischen ihnen dafür etwas stärker beschrieben werden. In den Ringkriegen selbst betrifft das aber eher die Hobbits, während die anderen Rassen nicht gebührlich behandelt werden können, dafür müsste man dann schon das Silmarillion lesen ;)

Was Legolas angeht, kann das allerdings auch daran liegen, dass es schon zuvor in der Schlacht um die Elbenstadt Gondolin einen Legolas vom Haus des Baumes gegeben hat, dieser Charakter so einzigartig also gar nicht ist. Abschließend noch ein Zitat aus dem Handbuch der Weisen von Mittelerde:

"Warum gerade er dort zu einem der acht Gefährten bestimmt wurde, die Frodo helfen sollten, [...] bleibt Elronds Geheimnis, denn Legolas war nur ein blasser Nachkömmling der alten Krieger und Gelehrten aus den heroischen Zeiten des Elbentums. Schon sein Name, der im Sindarin "Grünblatt" bedeutet, gibt ihn eher als naturliebenden Kleinstädter denn als einen echten Waldbewohner zu erkennen. Er hatte scharfe Augen und war ein guter Bogenschütze, wußte ein paar Strophen aus den alten Heldenliedern auswendig und konnte auf einem gespannten Seil freihändig über einen Fluß laufen (aber das konnten die Waldelben alle). Gab es in Bruchtal wirklich keinen besseren Mann?"

*sich einen grinst*,

Sven

Seychella 22. Juli 2009 um 21:26  

Hallo Brüderchen,

ich bekomme ja gar keine Schelte! ;)
Und durchschaut bin ich auch!

Das hört sich ja so an, als ob die anderen Rassen auch in "Die zwei Türme" und "Rückkehr des Königs" nicht detaillierter beschrieben werden. Dann sollte ich mir da wohl keine großen Hoffnungen machen...

Und das Handbuch der Weisen hast du auch bemüht. Hört sich ja nicht so toll an, was die Weisen so über Legolas sagen. *grummel*
Man könnte meinen, sie wären enttäuscht oder zumindest stark verwundert über Elronds Wahl.

Glücklicherweise habe ich mittlerweile ja einen anderen Lieblingselfen. Also grins nicht zu sehr. :)


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Auf meinem Lesetisch stapeln sich:
Susanne Gerdom - Elbenzorn
Yasmine Galenorn - Die Hexe
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